Flugmodellsportverein Großbreitenbach e.V.

Tips für Einsteiger

In aller Kürze

  • mit einem 2m Elektrosegler anfangen
  • langsames Modell mit geringer Flächenbelastung auswählen
  • ein Modell aus Spezialschaum wie EPP, Elapor oder ähnlichem ist robust
  • zweifarbige Tragflächen erleichtern die Fluglage zu erkennen
  • Übung an einem PC-Simulator schadet nicht
  • Modell von einem erfahrenen Piloten einfliegen lassen
  • großes Fluggelände aussuchen
  • von erfahrenen Modellpiloten helfen lassen

Für die, die etwas mehr Zeit haben

Seit 1992 beschäftige ich mich mit RC Modellbau und bin seit 1995 Mitglied im Flugmodellsportverein Großbreitenbach. Ich glaube, daß ich bei der Auswahl meiner ersten Modelle eine Menge falsch gemacht habe, und möchte meine persönlichen Erfahrungen und Meinungen auf dieser Seite anderen Modellbaueinsteigern nahe bringen.

Der ideale Einstieg erfolgt natürlich über einen Modellflugverein, in dem ein erfahrener Pilot Ihr erstes Modell einfliegt, Ihnen die kritischen Flugmanöver in den ersten Flugstunden abnimmt und Sie sich langsam und absturtzfrei zu einem Modellpiloten entwickeln. Meist gelingt das nicht ganz.

Bevor man sich die Frage nach dem geeigneten Modell stellt, sollte man sich die Frage nach einem geeigneten Fluggelände stellen. Für den Anfänger sollte das Landegebiet (Wiese ohne Hindernisse) möglichst groß sein, damit das Modell bei den ersten Landanflügen einfach ausgleiten kann.

Rechtlich genügt für Segelflieger und Modelle mit Elektroantrieb bis zu einer Gesamtmasse von 5 kg die Zustimmung des Eigentümers des Geländes. Modelle mit Verbrennungsmotor oder mit einem Gesamtgewicht über 5 kg dürfen nur auf zugelassenen Modellflugplätzen geflogen werden. Obwohl Schäden, die mit Seglern und Elektroseglern verursacht werden, von manchen Privathaftpflichversicherungen abgedeckt werden, empfiehlt sich der Abschluß einer speziellen Haftpflichtversicherung für den Modellflug. Der DMFV bietet eine solche Versicherung an.

Der Modelltyp

1. Segler

Ein Segelmodell bietet die Vorteile, daß es leichter ist als ein vergleichbares Modell mit Motor und dadurch kann es langsamer geflogen werden. Weiterhin spart man die Kosten für die Antriebseinheit. Problematisch kann jedoch der Start werden.

Der Start mit einem Gummiband (60m) und einer Nylonschnur (100m) ist die preiswerteste Alternative. Man benötigt jedoch ca. 300 m Platz, um das gespannte Gummiband gegen den Wind auszurichten. Weiterhin geht dieses Verfahren nur auf einer gemähten Wiese, da sich die Schnur im Gras verhedern kann. Die Zugkraft des Gummies muß auf das Gewicht und die Stabilität des Modells abgestimmt sein. So hat z.B. das Gummi, das für einen 2m Segler bis 2 kg Fluggewicht ausgelegt ist, meinen Hanggleider mit Rippenflächen in der Luft zerrissen. Ein weiteres Problem kann das Verkannten des Modells werden. Durch schräges Loslassen beim Start oder eine Windböhe von der Seite kann das Modell so in eine Schräglage geraten, daß eine Korrektur nicht mehr möglich ist. Wird ein starrer Hacken am Modell verwendet, besteht die Gefahr, daß das Modell einen Bogen fliegt und ohne sich vom Seil zu lösen auf den Boden aufschlägt. Wird der Start alleine durchgeführt, muß man sehr schnell von der Belastung des rechten Arms, der das Modell vor dem Start hält, auf die feinfühlige Steuerung am Sender wechseln.

Der Start mit einer Seilwinde erfordert weniger Kraftaufwand und bietet die Möglichkeit den Startvorgang einfacher abzubrechen. Die Starthöhe kann etwas größer sein als beim Start mit Gummi. Die Zugkraft und Zuggeschwindigkeit der Seilwinde muß auf das Modell abgestimmt sein, da sonst auch hier die Gefahr besteht, daß das Modell in der Luft zerbricht.

Das Fliegen im Hangaufwind bietet die Möglichkeit das Modell aus der Hand zu starten. Diese Variante halte ich für den Anfänger für wenig geeignet, da durch unausgeglichene Flugmanöver meist schnell Höhe abgebaut wird und die Landung in großer Entfernung am Fuße des Hangs erfolgen muß.

Wenn es keine waagerechte Fläche am Hang gibt, erfolgt die Landung mit Rückenwind gegen den Hang. Dazu wird das Modell durch Andrücken beschleunigt und auf den Hang zugeflogen. Kurz vor dem Hang wird das Modell gezogen und fliegt dann parallel zum Hang bergauf. Dabei sollte der Abstand zum Hang nur noch gering sein. Das Modell setzt dann mit relativ hoher Eigengeschwindigkeit auf. Dabei sollten die Fläschen parallel zum Hang gehalten werden. Die größte Gefahr bei diesem Manöver besteht darin, das Modell zu früh zu langsam zu machen und einen Strömungsabriß zu riskieren.

Natürlich kann man auch versuchen das Modell an einem Seil hochzuziehen. Hierbei sollte man beachten, daß das Modell langsamer fliegt, als man laufen kann. Anderen falls sollte eine Umlenkrolle eingesetzt werden, mit der die Zuggeschwindigkeit verdoppelt werden kann. Während des Starts sollte das Modell die Nase nach oben heben. Wenn nötig muß diese Fluglage durch "ziehen" herbeizuführen. Man sollte sich ein Kommando absprechen um den Startvorgang abzubrechen.

2. Elektrosegler

Ein Elektrosegler ist im Vergleich zum Segler teurer, da zusätzlich Akku, Motor, Luftschraube und Schalter/Regler benötigt werden. Außerdem wird ein Ladegerät benötigt, welches heute NiCd, NiMH, LiPo, LiIo und eventuell auch schon LiMn oder LiFe Akkus laden können sollte. Ein integrierter Balancer für LiXX Zellen ist von Vorteil, kann aber auch extern angeschlossen werden. Fast alle Modellpiloten kommen über lang oder kurz zu einem Computerladegerät, mit dem auch der Zustand der Akkus, die Lademenge, Spannung u.v.a. ermittelt werden kann. Manche Ladegeräte haben sogar ein eingebautes Netzteil und können an 230 und 12 Volt betrieben werden.

Diesem Nachteil stehen entscheidente Vorteile gegenüber: Der Start des Elektroseglers kann aus der Hand erfolgen und ist unkritischer als z.B. ein Start mit Gummiband. Es können meist längere Flugzeiten erzielt werden, als mit einem Segler. Bei ungünstigem Landeanflug kann durchgestartet werden. Modelle gehen meist am Boden kaputt. Ein gut getrimmtes Anfängermodell kann durch Loslassen der Ruder und Einschalten des Motors wieder zu einer sicheren Flughöhe kommen. Meist bietet das Modell die Möglichkeit einige male Höhe zu gewinnen, so daß das Modell längere Zeit in einer sicheren Flughöhe von 50 bis 150 m geflogen werden kann, wo es noch gut zu sehen ist. Mit zwei Akkus kann eine fast durchgängige Flugzeit erreicht werden.

Modelle aus speziellem Schaumstoffen haben für den Einstieg verschiedene Vorteile. Sie sind stoßabsorbierend und stecken harte Landungen und kleinere Abstürze weg. Sollte doch mal was brechen, kann mit einem Schaumkleber wie UHU Por und ein paar Klebestreifen eine Reparatur meist auf dem Platz ausgeführt werden. Da die Modelle einen hohen Vorfertigungsgrad aufweisen, sind sie in kurzer Zeit flugbereit. Als Beispiel seien hier einige Modelle von Multiplex wie der Easy Star oder der Fun Glider Electric genannt. Mit diesen Modellen kann man sich erst mal auf's Fliegen konzenztrieren und muß nicht nach jeder Flugminute für Stunden in den Hobbyraum, um die Reparaturen auszuführen.

Natürlich sollte man nicht erwarten, daß mit diesen Modellen die gleiche Flugleistung erreicht, wie mit Hochleistungsmodellen. Das liegt daran, daß die Oberfläche nicht so glatt ist, wie bei einer Folienbespannung oder einer Lackierung. Dieser Gesichtspunkt ist aber für den Anfang nicht so wichtig.

LiPo Akkus haben im Vergleich zu NiMH Akkus etwa nur das halbe Gewicht oder die doppelte Kapazität. Zusammen mit einem Außenläufer (LRK Prinzip) kann also weiter Gewicht gespart und Leistung dazu gewonnen werden. Das führt zu einer verlängerten Flugzeit, die die etwas schlechteren Segelleistung wieder ausgleicht.

3. Modelle mit Verbrennungsmotor

Modelle mit Verbrennungsmotor sind für Anfänger nicht geeignet, da es problematischer ist, einen Verbrennungsmotor zu starten, Verbrennungsmotoren gehen in der Luft manchmal aus, wobei sich das Verhalten des Modells meist schlagartig ändert. Modelle mit Verbrennungsmotoren besitzen eine starre Luftscharaube und dementsprechend meist ein Fahrwerk. Durch das Fahrwerk müssen diese Modelle auf einer räumlich meist sehr begrenzten Landebahn gelandet werden, was dem Anfänger wohl in den seltensten Fällen gelingen wird.

RC Anlage

Für den Anfänger genügt eine relativ einfache RC Anlage, die im 35 MHz Band oder bei 2,4 GHz arbeiten sollte. Die Anlagen im 35 MHz Bereich müssen nicht mehr angemeldet werden. Die Anlage sollte die Steuerung eines Querrudermodells mit zwei Servos in der Tragfläche ermöglichen. Eine Computeranlage, die eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten bietet und meist diverse Modellspeicher besitzt, ist erst für den fortgeschrittenen Modellpiloten von Vorteil. Bei dem Erwerb einer RC Anlage kann meist Geld gespart werden, wenn man sie gebraucht kaufen kann. Einfache Comuteranlagen haben meist nur vordefinierte Modelle. Will man eins benutzen, welches nicht zu der Anlage paßt, gibt es meist keine Möglichkeiten. Wenn es allerdings paßt, so ist die Programmierung einfach. Höherwerteige Anlage haben frei programmierbare Mischer und eventuell einen Coundown Timer, der mit Gas gekoppelt werden kann. Der zeigt dann an, wie lange der Motor noch läuft.

Eine neue Technologie sind Synthesizer Sender und Empfänger. Diese können über Software auf einen beliebigen Kanal programmiert werden. Damit sind doppelt belegte Kanäle auf dem Platz kein Problem mehr. Mit 2,4 GHz Anlagen ist das Problem auch gelöst.

Tips zum Fliegen

Ich habe mir das Fliegen von RC Modellen weitesgehend autodidaktisch angeeignet. Nach einigen weniger erfolgreichen Versuchen mit Seglern und Verbrennermodellen, habe ich das Fliegen mit einem zweiachs (Seite und Höhe) gesteuerten Elektrosegler erlernt.

Vor jedem Flug prüfe ich die richtige Funktion des Senders. Dazu gehören die Prüfung der Laufrichtung aller Ruder, deren Neutralstellung und aller Sonderfunktionen wie Dual Rate, Klappen, Flaps etc. Das stellt sicher, daß alle Stecker richtig zusammen gesteckt wurden und der richtige Modellspeicher ausgewählt ist. Ich habe schon viele Abstürze gesehen, die man durch diesen Test vermeiden könnte.

Die Belegung meines Senders für zweiachs Modelle ist wie folgt: linker Knüppel: Höhenruder, Rechter Knüppel Motor und Seitenruder. Diese Belegung ermöglicht eine separates Steuern von Höhen- und Seitenruder. Bei dreiachs Modellen liegt links Höhe und Seite und Rechts der Motor und das Querruder.

Außerdem kann man beim Start das Modell in der rechten Hand halten und den Daumen der linken Hand vor dem Steuerknüppel des Höhenruders. Sollte das Modell durch schlechte Trimmung oder einen schlechten Wurf zu nah an den Erdboden kommen, kann man sofort etwas Höhenruder geben und die Fluglage korrigieren. Auf keinem Fall darf man das Modell zu steil steigen lassen, da es zum Strömungsabriß kommt und das Modell seitlich abkippt und einige 10 m Höhe verliert.

Man startet auf alle Fälle gegen den Wind. Ein kleines Bändchen an der Antenne des Senders zeigt die genaue Windrichtung an. Es sollten in einem Winkel von 45 Grad nach rechts und links keine Hindernisse (Menschen) vorhanden sein. Das Modell sollte mit genügend Schwung gerade losgeworfen werden. In Bodennähe sollte das Modell nicht zu steil steigen, um ein Überziehen zu verhindern.

In einer Höhe von 20 m können Sie die erste Kurve einleiten, damit sich das Modell nicht zu weit entfernt. Sobald das Modell sich zur Seite neigt muß etwas gezogen (Höhenruder nach oben) werden, um einen schnellen Höhenverlust zu vermeiden. Bevor Sie die Kurve durch entgegengesetztes Steuern ausleiten muß das Höhenruder wieder neutral stehen. Fliegen Sie nie genau über sich, da die Fluglage (Sinken/Steigen) schlecht beurteilet werden kann. Üben Sie in sicherer Höhe den Landanflug. Fliegen Sie auf sich zu, halten Sie den Kurs mit kleinen Ruderausschlägen.

Die ersten Landungen gelingen am besten, wenn sie das Modell sie allein ausführt! Bringen Sie das Modell zum Landeanflug in einiger Entfernung gegen den Wind. Führen Sie in Bodennähe nur noch kleine oder garkeine Ruderausschläge aus. Auf das Aushungern des Modells (ziehen bis die Fahrt abgebaut ist) kann der Anfänger bei den ersten Landungen verzichten. Es besteht nur die Gefahr, daß das Modell in zu großer Höhe ausghungert wird und dann runter fällt oder mit dem letzten Schwung noch mal ein Hüpfer gemacht wird. Ein langsames Anfängermodell sollte keinen Schaden nehmen wenn es alleine landet.

Flugsimulator

Ich habe das Fliegen von Modellen mit der Unterstützung eines Simulators erlernt. Insbesondere kann man Sicherheit beim "auf sich zufliegen" gewinnen, bei dem das Seiten- bzw. Querruder spiegelverkehrt bedient wird. Ein Flugsimulator bietet auch die Möglichkeit Manöver zu fliegen, die man sich in der Luft noch nicht zutraut. Die kommerziellen Produkte sind leider relativ teuer.

Auf der Link Seite verseise ich auf den freien FMS Flugsimulator. Er kann über ein Senderpult mit USB Anschluß oder eine Adapterkabel direkt vom Sender gesteuert werden.

Die Firma Multiplex bietet im Downloadbereich auch einen freien Flugsimulator an. Hier ist der Link zum Download. Für die ersten Versuche bietet sich der EasyGlider an. Das Modell benutze ich auch zum Lehrer Schüler Fliegen.

Tips zum Modellbau

Die Tragflächen des Modells sollten unbedingt zweifarbig bespannt sein (z.B. oben gelb, unten rot). Das erleichtert die Beurteilung der Fluglage, insbesondere wenn das Modell etwas weiter entfernt ist.

Besonders kleine und leichte Modelle sind oft billig in der Anschaffung. Allerdings sind kleine Modelle meist nicht eigenstbil und sind schnell so weit weg, daß die Fluglage nicht mehr richtig gesehen wird. Weiterhin muß für jedes Modell das richtige Wetter sein. Ein sehr langsam fliegendes Modell kann auch nur bei sehr schwachen Wind geflogen werden. Slow Flyer können nur bei absoluter Windstille oder in der Halle geflogen werden. Ich würde einen Elektrosegler mit 1.6 m bis 2 m Spannweite empfehlen. Für den Anfang sollte es ein Modell aus Schaumstoff sein. Depron Flieger mit 80 bis 100 cm Spannweite sind mehr etwas für später, wenn man sich aufs Kunstfliegen vorbereitet.

Es gibt inzwischen einige Modelle, die über zwei Motoren gesteuert werden und nur einige 10g wiegen. Der Vorteil dieser Modelle sind die geringen Kosten (30 Euro mit Sender) und die "Unzerstörbarkeit" des Modells. Allerdings so richtig fliegen lernen kann man damit nicht.

Wer einen Kommentar zu dieser Seite loswerden will, kann mir eine schicken. Ansonsten wünsche ich viel Erfolg bei den ersten Flugversuchen und hoffe, daß meine Tips etwas geholfen haben. 

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